Hamburg-Rügen VI

Rundfahrt auf der Rügen

70 km in den interessantesten Teil Rügens sollen es heute werden. Ich kann ja nicht ahnen, dass es soooo anstrengend wird. Ich fahre ein kleines Stück mit der Bahn. Das funktioniert hier auch mit dem Fahrrad wirklich perfekt. Dann geht es los in den Jasmund Nationalpark.

Viele Kilometer führt der Weg im Nationalpark durch wunderschöne alte Buchenwälder, die zum UNESCO Welterbe gehören.

Schließlich komme ich an der Kreideküste an. Auf dem Uferhöhenweg darf man das Fahrrad nicht mitnehmen, auch nicht schieben (was aufgrund der Steilheit auch nicht geht). Also parke ich mein Radl und marschiere los. Ein Traum.

Natürlich MUSS ich hinunter zu dem Strand, also geht es weiter auf dem Höhenweg, bis ein Abstieg über viele Treppen kommt. Erst jetzt fühle ich mich angekommen.

Auf dem Rückweg bieten sich immer wieder tolle Ausblicke.

Dann holpere ich hinunter nach Sassnitz. Als ich 1990 hier war, war alles kaputt, jetzt ist es mehr als proper. Es wurde offensichtlich ungeheuer viel Geld hineingepumpt. Sassnitz ist klein und unaufgeregt. Echt nett.

Ich liebe diese Fischbrötchen vom Kutter.

Weiter geht es nach Binz. Hier ist alles sehr feudal, sehr voll, sehr träge. Auf der Promenade darf man nicht Fahrradfahren. Das wäre auch gar nicht möglich, ohne mindestens 10 Rentner umzufahren und 15 Hunde zu erlegen. Die Cafes sind brechend voll. „Aber bitte mit Sahne“. Venezia nicht. Das Eis schmeckt hier echt nicht besonders, und bei Venezia kenn ich mich aus.

Trotzdem sehe ich irgendwie viele hängende Mundwinkel. Vielleicht macht der Konsum doch nicht so glücklich? Oder Vati hat bei Fräulein Lilly und in der Aufhübschzone nix springen lassen. Ich hab schon beim Vorbeigehen Fluchtgedanken.

Und nein, ich lästere nicht, ich beobachte nur und stelle mir alles Weitere vor.

Weiter geht es an der Küste entlang nach Sellin. Ich wähle den Radweg durch den Wald und hoffe auf tolle Ausblicke. Weit gefehlt. Es gibt zwar Wald, aber es gibt auch das. Steil geht es hinauf und wieder hinunter.

Wer denkt sich so etwas aus??? Betonplatten mit Löchern genau in Reifenbreite. Schon das allgegenwärtige Kopfsteinpflaster sorgt dafür, dass einem die Bandscheiben und das Gehirn neu geordnet werden und dass man nicht voran kommt. Aber das hier ist echt gefährlich. Als mir völlig entnervte Mitradler schiebend entgegen kommen, drehe ich um. Die Alternative hat KOPFSTEINPFLASTER. Diese Gegend ist definitiv nicht für Radler gemacht.
Schließlich erreiche ich Sellin und bin versöhnt. es ist wunderschön und nicht so überlaufen. Wenn ich in Rügen Urlaub machen würde, dann hier..

Im letzten Abendlicht kann ich noch die Seebrücke bewundern.

Den Rückweg muss ich jetzt leider auch mit dem Rad fahren, da ich für die Bahn viel zu spät dran bin. Die Radwege an den Straßen sind, sofern sie vorhanden sind, ok.

Wie ist nun das Fazit dieser Tour?
520 km mit erstaunlich vielen Höhenmetern ging es gen Osten. Bis Güstrow war ich wirklich begeistert. Schöne Radwege, tolle, propere Städte wie Lauenburg, Ratzeburg, Schwerin, Güstrow und vor allem Wismar. Östlich von Güstrow zieht sich der Weg teilweise durch ein großes Nichts wie Kaugummi. Die DDR Mentalität ist noch spürbar, was mich manchmal echt geärgert hat. Wenn ich den Weg nochmal fahren würde, würde ich von Güstrow nach Rostock und dann an der Küste entlang radeln. Rügen ist im Landesinneren unspektakulär. Es kommt aufgrund der Größe kein Inselfeeling auf. Die Vorzeigestädtchen und natürlich die Kreideküste sind nett, aber für mich reicht ein Mal. Lediglich die wunderbaren Fischbrötchen und das dänische Softeis werde ich schmerzlich vermissen.

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