Transalblust VI

Von Dornstadt nach Heidenheim an der Brenz

Mit einem lauten Miau werde ich heute morgen in Dornstadt verabschiedet.

Nachdem die mich gestern gekratzt und gebissen hat, als ich sie streicheln wollte, muss sie jetzt leider mit verbaler Zuwendung vorlieb nehmen.
Das Navi-Problem ist gelöst. Es hat alles gleich funktioniert, nachdem ich eine App heruntergeladen, alle Rechte freigegeben, die gpx- Datei runtergeladen, die Bluetoothverbindung eingerichtet und das Ganze ca. 10 Mal synchronisiert habe.
Los geht’s jetzt also völlig unaufgeregt. Es ist kühl und die Spuren der Unwetternacht sind hier zum Glück gering.

Ich radle durch kleine Dörfer ins Lonetal.

Dann das.

Der Nachbar erzählt mir, die liegt da immer und wartet auf jemanden, der sie streichelt.
„JA, hallo hier bin ich!“
Ausgiebig hole ich bei der Schmusebacke nach, was mir die kleine Kratzbürste verwehrt hat. So süß.

Dann beginnt stundenlanges Genussradeln vom Feinsten. Das Lonetal ist eines der längsten Trockentäler Deutschlands und eines der interessantes Geotope. Völlig verkehrsfrei und ohne große Steigungen geht es dahin.

Und alles geht ein bisschen langsamer. Sehr erholsam.

Ok, einige Hindernisse hat die letzte Nacht hinterlassen.

Hier muss ich erst mal aufräumen oder alternativ durch hüfthohe Brennnesseln stapfen. Ich entscheide mich fürs Aufräumen.

Die Lone war einst ein mächtiger Fluss, der in der Gegend des Schwarzwaldes entsprang und erst am heutigen Alpennordrand in die Tethys mündete. Im Tal dieser Ur-Lone siedelten sich unsere frühesten Vorfahren an und schnitzten aus den Stoßzähnen von Mammuts einzigartige Elfenbeinfiguren, die als eine der ältesten Kunstwerke der Menschheit gelten. Aufgrund der herausragenden Bedeutung dieser Kunstwerke wurden die Höhlen des Lonetals 2017 zum UNESCO Welterbe ernannt.

Auf einer ziemlich unergiebigen kleinen Wanderung begegnet mit eine Höhlenhyäne.

Eine der vielen Höhlen besichtige ich, wenngleich mir das ein bisschen unheimlich ist. Kaum hat man sie betreten, ist es totenstill und man hat auch Bärenknochen gefunden…..

Da radle ich doch lieber.

Und friedlich grast ein Mammut im Lonetal

Auf ein Eiscafe Venezia braucht man hier nicht hoffen. Ich komme aber am Hofladen einer Bio-Kooperative mit frozen Joghurt vorbei. Sehr lecker, wären nur nicht die 100000 Fliegen gewesen. Bio halt.

Gestärkt und erfrischt radle ich zum nächsten Highlight, zu den Steinformationen im Eselsburger Tal. Besonders begeistert mich, dass ich hier allein bin. Das ist nicht selbstverständlich.

Weiter geht die wilde Fahrt jetzt im Tal der Brenz. Die Domaine Falkenstein liegt oben auf dem Fels. In der Tourbeschreibung von Transalblust steht, dass die Auffahrt etwas Selbstquälerisches hat und die Aussicht unwiderstehlich ist.

Wer das eine will, muss halt das andere tun, denke ich. Kurz überlege ich, das Gepäck vielleicht unten im Gebüsch zu verstecken, aber das Risiko ist mir zu groß.
Wofür habe ich den großen Zahnkranz, wenn nicht dafür. Mit ein wenig Anlauf geht es also los. Mein Radl wühlt sich tief in den steilen nassen Schotter. Das Gepäck zieht so nach hinten, dass das Vorderrad abhebt. Ich werfe mein ganzes Gewicht ( zum Glück hat die Diät noch nicht angefangen) auf den Vorderreifen. Wenn ich jetzt anhalten muss, hab ich verloren.
Knie an Hirn: „WARUM????“
Hirn an Knie: „Weil es da oben schön ist! Halte durch!“
Ein mitleidig lächelnder Herr kommt mir entgegen und springt ein bisschen zur Seite. Danke! Wir wühlen uns hinauf. Über den Rückweg denke ich später nach.
Oben sehe ich als erstes, was der Sturm heute Nacht angerichtet hat.

Es gibt aber auch einen Aussichtspunkt, der mir wieder mal ein begeistertes „Wow“ entlockt.
Hirn an Knie: „Siehste!“

Der Rückweg entpuppt sich als harmloser als befürchtet, da das Gepäck jetzt verhindert, dass sich das Vorderrad eingräbt. Unten auf dem Felsen entdecke ich auch noch Steinzeithyänen.

Aufregende Gegend hier.
Weiter geht es jetzt direkt nach Heidenheim. Ich mag solche Anblicke ja schon von Berufs wegen. Heute mag ich sie, weil sie hinter mir liegen.

Ich habe wirklich Lust, die Weltstadt Heidenheim zu besichtigen, aber eigentlich gibt es nichts zu sehen. Sie hat mit den schönen Städtchen in der Umgebung wie Dinkelsbühl, Schwäbisch Hall oder Donauwörth nichts gemein. Das ist nicht meine Stadt. Das einzig Interessante ist das Schloss hoch über der Stadt.
Hirn an Knie: „Bleib ruhig, wir bleiben unten.“

In der Stadt gibt es gefühlt 10 Prozent Deutsche und daher heute internationale Küche

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